Radtour 2010: München-Regensburg

Radtour München, Passau, Regensburg
Gruppe Radtouristik (Soziale Pedale)

Reisebericht von Ilja Keseberg

Anreise

Bahnfahrt

Zur Einstimmung kann ich, dank kurzfristiger Aufheiterung (des Wetters), tatsächlich von Wuppertal aus mit dem Rad nach Düsseldorf fahren. Die Strecke durch das Neandertal ist attraktiv und die Höhenunterschiede halten sich in Grenzen.

Zaster Laster

Auf dem Bahnsteig am Hauptbahnhof treffen wir alle, mit Ausnahme von Uda zusammen, und starten mit 15 Minuten Verspätung Richtung München. Der planmäßige Liegewagen ist defekt, in der Nebenkabine des überhitzten Ersatzwagens feiert man ab Mitternacht den Geburtstag von "Ge-herd". Meine schlaflose Nacht ist lang.

Tag 1: Donnerstag, 10. Juni

München - Wasserburg

Ruhendes Kreuz

Nach einem kurzen Frühstück, jetzt auch mit Uda, kommt der unangenehme Teil. So schön München sein mag, so schnell möchte ich das Verkehrschaos hinter mir lassen. Das gelingt uns auch recht schnell und der Urlaub kann beginnen. Moment: 470 km mit dem Rad? Das kann doch kein "Urlaub" sein...!?

Guckloch

Nach etwa 45 km kann man endlich erkennen, woher der Isar-Inn-Panoramaweg seinen Namen hat. Nachdem wir nach und nach eine gewisse Höhe erreicht haben, werden die fernen Gipfel zu unseren Begleitern. Auf den letzten Kilometern hätten wir nichts gegen ein paar Wolken einzuwenden. Unbarmherzig knallt die Sonne auf uns herab. Bademöglichkeiten gibt es nicht, doch halten wir durch und erreichen durchgeschwitzt um 15:15 Uhr Wasserburg am Inn.

Strecke 69,7 km ( Auf718 m Ab 719 m)

Tag 2: Freitag, 11. Juni

Wasserburg - Neuötting

Wasserburg

Wir starten mit einigem Auf und Ab und folgen dem Benediktweg. Die Anstiege sind selten lang, aber oft ganz schön "knackig". Aus manchem Fahr- wird ein Schiebrad. Unterwegs ein kleiner Fels mit einem Gipfelkreuz. Wir können der Versuchung widerstehen und lassen auch die Bank davor links liegen. In Mittergars legen wir eine kleine Pause ein und füllen am Brunnen vor einem Supermarkt unsere Flaschen nach, denn auch Heute meint die Sonne es zu gut mit uns. Zu gut? Uda schwächelt kurz, rappelt sich aber schnell wieder auf.

Keine Gipfelrast

Bei Ensdorf heißt es auf einmal "wo ist der Radweg?" und wir greifen auf den elektronischen Rat meines GPS zurück. Doch auch damit offenbart sich uns der Radweg "Benutzung auf eigene Gefahr" erst auf den zweiten Blick. Ein schmaler, nicht ungefährlicher, doch traumhafter Pfad führt uns nahe des Inns durch den Wald. Am Ende der Guttenberger Bach, der Volker und mir eine wannenartige Mulde zur Abkühlung bietet.

Neuötting

Nach einer kleinen Pause in Mühldorf, haben wir auf den letzten 8 km auch endlich mal das Gefühl, tatsächlich auf dem Innradweg unterwegs zu sein. Ohne nennenswerte Steigungen ist das letzte Stück fast schon Erholung. Der kleine Anstieg zum Quartier in Neuötting ist danach schnell genommen.

Strecke 62,8 km ( Auf808 m Ab 845 m)

Tag 3: Samstag, 12. Juni

Neuötting - Stubenberg

Marienbrunnen

Erst einmal gibt es einen kleinen Abstecher nach Altötting, wo es am Kapellplatz einige Kirchengebäude zu besichtigen gibt. Insbesondere die Gnadenkapelle beherbergt einige "interessante" Objekte.

888888

Nachdem wir den Weg zum Altöttinger Forst gefunden haben durchqueren wir diesen, und folgen dann der Alz nach Marktl, dem Geburtsort von Papst Ratzinger. Auf der österreichischen Seite des Inns, wurde in Braunau ebenfalls einst eine Person geboren, deren Taten das Weltgeschehen immens beinflussten. Doch bevor wir diesen zwiespältigen Ort aufsuchen, kühlen Uda, Matthias und ich unsere erhitzten Gemüter bei einem Bad im Waldsee.

Einem Ruhetag gleich erreichen wir nach einem kleinen Stück auf dem Inn-Damm unser heutiges Ziel, lassen uns kulinarisch verwöhnen, gehen mit Glühwürmchen spazieren und genießen die Ruhe der Nacht.

Strecke 48,4 km ( Auf450 m Ab 435 m)

Tag 4: Sonntag, 13. Juni

Stubenberg - Passau

Vogelkunde

Die Wettervorhersage verheißt wenig Gutes, doch haben wir ja keine Wahl. Nach dem Sonnentanz, pardon: Frühstück brechen wir planmäßig auf. Die Wegführung des Innradwegs ist irgendwie rätselhaft. Manchmal kommt es mir so vor, als seien beide Ufer in größeren Abständen mit Wegschildern ausgestattet, dann widerum wird, obwohl hervorragend geeignet, der Inndamm selbst nicht genutzt.

Plattfuss

Bei Egglfing wechseln wir nach Obernberg auf die österreichische Seite, die einige Abwechslungen für uns bereit hält. Nicht alle davon sind willkommen, wie z.B. eine Reifenpanne an Michaels Drahtesel. Als wir wieder auf Innhöhe zurückkehren, sind auch diverse Schäden des Hochwassers auszumachen, doch die Radwege wurden bereits wieder in einen nutzbaren Zustand versetzt.

Dunkelblick

Mit dem Wetter haben wir am Ende doch wieder einmal Glück gehabt - die Regensachen blieben unbenutzt. Zu Abend essen wir im Ortskern von Passau, der danach noch diverser Blicke gewürdigt wird. Besonders schön sind die zahlreichen, kleinen Gassen, bei denen manchmal das Ziel gar nicht auszumachen ist. Wie schon so oft führt mich mein (zu unrecht belächeltes) Hobby zu einem schönen Ausblick auf die Stadt - jetzt aber doch mit Regen, der auch noch anhält, während ich diese Zeilen schreibe.

Strecke 62,5 km ( Auf461 m Ab 526 m)

Tag 5: Montag, 14. Juni

Passau - Metten

Retour

In der vergangenen Nacht haben die Wolken ihr gesamtes Wasser über Passau ergossen, doch können wir nach einem extrem farbenfrohen Frühstück unsere Tagesetappe im Trockenen in Angriff nehmen. Den Inn haben wir verlassen, und unsere Räder folgen nun der Donau. Ein potenter Schwan verteidigt schnatternd seinen possierlichen Nachwuchs, und den geschäftsschädigenden Rat einer Fährmeisterin nehmen wir nicht wahr und setzen trotzdem über. Ob uns die Regentropfen am anderen Ufer erspart geblieben wären?

Boah!

Nach einem kurzen Bad, mit Test der Strömungsgeschwindigkeit der Donau, wechseln wir erneut mit dem Schiff das Ufer und folgen der verlockenen Reklame eines Gasthauses, um Kaffee zu trinken, doch statt Kuchen wird auf einem Hof Volker beinahe von einem Hund verspeist. Wir können dennoch das Ziel ausmachen und großzügige Stücke Schwarzwälder-Kirsch erwerben. In Metten bestaunen wir das Kloster und schlagen uns anschließend im dazugehörigen Restaurant die Wänste voll. Wenn der Wetterbericht morgen doch auch nur so daneben liegt, wie heute...

Strecke 70,7 km ( Auf377 m Ab 385 m)

Tag 6: Dienstag, 15. Juni

Metten - Chamerau

Born2b

Der Start an der Donau entlang verläuft nahezu langweilig, doch als wir bei Bogen zunächst auf den Anschluss- und dann auf die Bahntrasse des Donau-Regen-Radwegs treffen, ändert sich das Bild. Die Steigung quer durch den Bayerischen Wald ist gut machbar, doch zieht sie sich über eine ordentliche Strecke hin. Eine gewisse Grund-Kondition ist hier trotzdem kein Fehler!

Klapp+Klapper

Nach dem ersten Anstieg gönnen wir uns eine Pause (gar nicht so einfach, wenn sich die Gasthöfe auf einen gemeinsamen Ruhetag einigen) in Haibach, während der auch der leichte Regen (von oben) wieder endet. Den zweiten Anstieg schaffen wir, nachdem Volker kurz alle Ketten abschmiert, erstaunlich zügig und ab dem Scheitelpunkt gibt es kein Halten mehr: Der Tempo-Schnitt wächst schnell an, und Ruck-Zuck sind wir auch schon in Chamerau.

Walburga

Als ob mir die lange Etappe nicht gereicht hätte, mache ich vor dem Abendessen noch "schnell" einen Abstecher in den Wald. Wären mir die Höhenlinien nur eine Warnung gewesen, oder hätte ich zumindest Pferdinand beim Quartier angebunden. Etwa 250 Höhenmeter später genieße ich die trübe Aussicht und vergesse vor Freude, oben angelangt zu sein (oder ist es Erschöpfung?), beinahe die Dose bei St. Walburga, für die ich diese Strapazen in Kauf genommen habe. Mein treues Stahlross trägt mich brav und teilweise "Querwaldein" zum Abendessen.

Strecke 69,3 km ( Auf595 m Ab 523 m)

Tag 7: Mittwoch, 16. Juni

Chamerau - Walderbach

Nasenbär

Kurz wird die Strecke heute schon, aber auch kurzweilig: Auf der Suche nach Cham lassen wir uns von einem Wegweiser verwirren und landen auf einem Feld. Frisches, saftiges Grün? Weit gefehlt, nur frisch mit Gülle gedüngt. Umkehr? Nicht mit uns! Wir meistern den Acker und umrunden den Satzdorfer See.

Flugrast

Cham erreichen wir dann doch, und nach kurzer Besichtigung von Stadt und Brücke aus "Die Brücke" radeln wir zum Rötelsee-Weiher. Die Karte meines GPS lotst uns auf den Pandurensteig, und tatsächlich finden wir im Feld überraschend eine Pfadspur, die uns ans Ufer des bei Vögeln offensichtlich höchst beliebten Sees führt. Kurz darauf bringt uns ein wesentlich einfacherer Wirtschaftsweg zurück auf die Radstrecke, wo wir auf dem Kirchturm einen Storch mit Jungen ausmachen können.

Totentanz

Nachdem Volker den Schlüssel der Anna-Kapelle in Roding organisiert hat, bewundern wir das Totentanz-Fresko aus dem 17. Jahrhundert und begeben uns kurz darauf zum heutigen Höhepunkt: Die Wallfahrtskirche Heilbrünnl lassen wir links liegen und kämpfen uns bei 15% Steigung 100 Höhenmeter hinauf. Als Belohnung folgt eine rasante Abfahrt, die wir gerne verlängern würden. Bis Walderbach ist es nicht mehr weit, und das kleine Auf und Ab davor ist schnell erledigt. Das Quartier im Kloster-Gasthof bezogen, werfen wir einen Blick in die Kirche, genießen den Klostergarten und beenden mit dem Abendessen einen weiteren Tag dieser schönen Radtour. Trotz Wettervorhersage konnte die Regenkleidung auch heute im Gepäck verbleiben. Der Regen (von oben) setzte erst nach Beginn der Dunkelheit ein.

Strecke 38,4 km ( Auf503 m Ab 518 m)

Tag 8: Donnerstag, 17. Juni

Walderbach - Regensburg

Regen

Erst einmal kommen wir nicht weit, denn bereits in Reichenbach gibt es für Matthias und Michael eine Klosteranlage zu besichtigen, während Volker ein Bad im Regen nimmt und sich dann rührend um Birgit kümmert, der es heute nicht so gut geht. Der Rest (mich inbegriffen) macht einfach nur Pause.

Zwiebli

Von nun an folgt der Radweg stets dem Verlauf des Regens. Mal auf (oder neben) wenig befahrenen Landstraßen, mal auf überwiegend autofreien Nebenstraßen. Einige Passagen auch auf wirklichen Radwegen. Oft schlängelt sich der Regen dabei durch malerische Auenlandschaften. In Regenstauf entdecken wir das Storchennest und können mindestens ein Jungtier darin ausmachen. Als Birgit und Volker, die heute mit eigenem Tempo radeln, kurz nach uns eintreffen, waren auch die Elterntiere wieder eingetroffen. Nach gemeinsamer Pause setzen wir die Fahrt fort. Bei der Einfahrt nach Regensburg kommt uns der Heimvorteil von Uda zu Gute und in ihrer Funktion als Lotse umfährt sie nicht nur geschickt die Brückenbaustellen, sondern gibt auch gleich einen Vorgeschmack auf die anschließende, kleine Stadtführung unter ihrer Leitung.

Strecke 48,4 km ( Auf391 m Ab 409 m)

Tag 9: Freitag, 18. Juni

Regensburg

MicroCity

Zum Abschluss führt Uda uns heute weiter durch Regensburg, und obwohl wir beinahe den ganzen Tag Zeit haben, reicht es bei Weitem nicht für alle Kirchen und Geschlechtertürme aus. Doch auch wir dürfen uns jetzt in die Riege der zahlreichen Prominenten einreihen, die bei Dampfnudel-Uli speisten.

Abreise

Adelig

Nach dem Tag in Regensburg führt uns Uda nach einem letzten, gemeinsamen Essen durch den neu entdeckten Hintereingang zum Bahnhof und wir nehmen Abschied. Zumindest vorerst, denn wir werden uns noch dieses Jahr in den Bergen wiedersehen. In München versuchen wir, die Wartezeit in einem Café zu überbrücken, doch gönnt uns die Belegschaft unsere Plätze nicht. Wir stehen auf, doch setzen wir uns nicht um, sondern verlassen diesen Ort der Ungastlichkeit.

Bahnfahrt

In der Nacht bringt uns der Liegewagen zurück nach Düsseldorf, das wir am 19. Juni gegen Ende der Morgendämmerung erreichen. Der Tag ist noch jung, die Temperaturen sind unerwartet frisch, und so wähle ich auch zum Ausklang dieser schönen Radtour den Weg durch das Neandertal. Vierzig Kilometer später erreiche ich zu einem späten Frühstück Wuppertal.

FAZIT

Sanfte Berge

Haste Töne?

Birgit und Volker haben eine schöne Gegend für diese Tour ausgesucht. Die "Berge" aus dem Höhenprofil waren lange nicht so schlimm wie befürchtet, und auch die kurzen "Killer" hielten sich zum Glück in Grenzen. Bei den Quartieren waren ein paar noble Unterkünfte dabei, andere glichen Schwächen in den Zimmern durch eine gute Küche aus. Die Gruppe passte prima zusammen, und einmal mehr war das Wetter ganz auf unserer Seite: Laut täglichem Wetterbericht und Meldungen von zuhause hat es tagsüber immer geregnet, doch haben wir davon (fast) nichts abbekommen.

 

Ilja

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